Bestände
Aktueller Bestand
Die Studienbibliothek Dillingen besitzt derzeit 194.000 Bände und 183 laufende Zeitschriften. Sie erwirbt grundlegende Literatur aus allen Fachgebieten, ausgenommen Technik und Medizin. Den Schwerpunkt bilden dabei die geisteswissenschaftlichen Fächer. Besondere Bedeutung hat die umfassende Sammlung und Erschliessung des regionalkundlichen Schrifttums über den Landkreis Dillingen und die Region Nordschwaben.
Geschichte des Altbestandes
Der Gründer der Universität Dillingen, Kardinal Otto Truchseß von Waldburg, stiftete Bände aus seiner Privatbibliothek als Grundstock für die neue Universitätsbibliothek. Im Jahre 1550 gründete der Kardinal in Dillingen eine Universitätsdruckerei. Ihre Veröffentlichungen sind in der Regel als Pflichtstücke in einem Exemplar an die Bibliothek abgeliefert worden. Dennoch sind nur etwa 85% der Dillinger Drucke vorhanden. Zahlreiche Mäzene vergrößerten den Bibliotheksbestand:
- Wilhelm Lindan, O.P. Theologieprofessor in Dillingen 1557
- Gottfried Gewaerts (1526-1611?), genannt Stefordian, Exjesuit und später Pfarrer bzw. Kaplan in Dillingen 1587. Etwa 100 Bände.
- Thomas Seld (um 1540-1591), Kanzler des Bischofs von Augsburg und Gubernator der Universität. Etwa 120 Bände.
- Friedrich Lind(en)mair (um 1550-1607), nach Studium am Collegium Germanicum Rom 1592-1607 Pfarrer in Wessingen. Etwa 700 Bände.
- Heinrich von Knöringen (1570-1646), Fürstbischof von Augsburg. Etwa 70 Bände.
- Dionysius von Rehlingen (1610-1692), Augustinerchorherr in Wettenhausen, Propst. Etwa 75 Bände.
- Johann Schmid, 1676-1679 Pfarrer in Wertingen.
- Johann Melchior Ilsung (+1695), Stadtpfleger in Augsburg. Etwa 50 Bände.
- Augsburg, Jesuitenkolleg. Etwa 150 Bände.
- Dillingen, Große Marianische Kongregation. Etwa 120 Bände.
Nach der Säkularisation 1803 kamen hinzu:
- Die Hofbibliothek der Fürstbischöfe von Augsburg: darin als größter Teil die Bibliothek von Fürstbischof Joseph von Hessen-Darmstadt (1699-1768). Etwa 5.500 Bände. Ein gedruckter zeitgenössischer Katalog liegt vor.
- Die Hofbibliothek enthielt auch die Handbibliothek des Syndikus des Domkapitels von Augsburg, einer Bibliothek mit überwiegend juristischen Standard- und Nachschlagewerken. Etwa 250 Bände (Bibliothek Bally nicht mitgezählt).
- Ein Syndikus des Domkapitels, Franz Ludwig von Bally (Mitte 18.Jh.), hinterließ in der Syndikatsbibliothek etwa 400 Bände.
- 1811 wurden die Bibliotheken des Benediktinerklosters Elchingen (Lkr. Neu-Ulm) und des Augustinerchorherrnstifts Wettenhausen, 1830 die des Benediktinerklosters Fultenbach sowie 1991 und 1993 die Bibliothek der Kapuziner in Dillingen (3 900 Bände) und Wemding (370 Bände, Teilbestand) eingegliedert.
- 1840 vererbte Joseph Anton Kirchhofer (1776-1840), Pfarrer in Immenstadt und Dekan des Landkapitels Stiefenhofen, 234 Titel in 559 Bänden.
- Maurus Hagel (1780-1842), Theologieprofessor am Lyzeum Dillingen hinterließ 297 Bände.
- Lorenz Stempfle (1798-1844), ebenfalls Theologieprofessor in Dillingen, der auch Bibliothekar der Vorgängerinstitution der Studienbibliothek war, hinterließ 1475 Bände.
Chronologische Übersicht (ohne Kapuzinerbestände)
15. Jahrhundert: 822 Titel
16. Jahrhundert: 14.041 Titel
17. Jahrhundert: 21.138 Titel
18. Jahrhundert: 21.326 Titel
19. Jahrhundert: 13.630 Titel
Gesamtzahl der Titel vor 1900: 70.957 Titel
Übersicht nach Sprachen
Bücher in deutscher Sprache: 23.103 Titel
Bücher in lateinischer Sprache: 43.693 Titel
Bücher in französischer Sprache: 1.297 Titel
Bücher in italienischer Sprache: 1.006 Titel
Die vielen Werke in lateinischer Sprache erklären sich aus dem theologisch-gegenreformatorischen Charakter der Dillinger Universität, auch trugen die einverleibten Klosterbibliotheken ihren Teil dazu bei.
Die italienischen und französischen Bücher stammen überwiegend aus dem Besitz Fürstbischof Josephs von Hessen-Darmstadt, dessen Vater Gouverneur von Mantua war.
Die von der Studienbibliothek verwalteten Bestände des Historischen Vereins Dillingen enthalten aus vormaligem Fuggerischen Besitz etwa 400 deutsche oder ins Deutsche übersetzte Schauspiele aus der 2.Hälfte des 18. Jahrhunderts, die teilweise von größter Seltenheit sind.
Aus der Bibliothek des Bischofs Joseph von Hessen-Darmstadt stammen etwa 100 Operntextbücher des 17./18. Jahrhunderts meist italienischer Komponisten. Die Jesuiten besaßen ein mathematisches Kabinett, dessen Buchbestand durch eine rote Binde gekennzeichnet ist und sich im gesamten heutigen Bestand verstreut findet. Daneben gab es noch ein Kabinett der verbotenen Bücher, die gelegentlich mit "liber prohibitus" gekennzeichnet waren und vor allem reformatorisches Schrifttum enthielten, also die an dieser Stelle nicht zu erwartende evangelische Quellenliteratur.
Literatur:
Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Österreich und Europa Dillingen, Studienbibliothek Dillingen, Bibliothek des Kapuzinerklosters Dillingen, Kapuzinerkloster
Verfasser: Dr. Paul Berthold Rupp. Ergänzungen: Rüdiger May